Crash
Im Bahnbereich wird regelmäßig eine Diskussion um Kosten und Nutzen von Sicherheitsvorkehrungen geführt. Dabei geht es im Kern um die Frage, wieviel an „passiver Sicherheit“ benötigt wird, da im Bahnbereich bereits anerkannt hohe Standards auf dem Gebiet der „aktiven Sicherheit“ gelten.
Die Maßnahmen der „aktiven Sicherheit“ umfassen die technischen Einrichtungen (Leit- und Sicherungstechnik etc.), welcher zur VERMEIDUNG von Unfällen dienen.
Der Begriff „passive Sicherheit“ umfasst die technischen Vorkehrungen zur REDUZIERUNG des Ausmaßes von Schäden nach einem Bahnunfall, also Crash-Elemente, Sicherheitszellen, Aufkletterschutzvorrichtungen etc.
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In der Praxis werden Bahnunfälle wirkungsvoll durch die ausgereiften und bewährten Systeme der aktiven Sicherheit abgewendet. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es dennoch zu Bahn-Unfällen, bei denen die technischen Systeme der aktiven Sicherheit versagt haben – in erheblichem Ausmaß stellt sich bei Untersuchungen heraus, dass dabei recht häufig das sog. „menschliche Versagen“ eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat.
Auf „menschliches Fehlverhalten“ sind auch die vielen Unfälle an Bahnübergängen zurück zu führen, bei denen immer wieder Straßenfahrzeuge (PKW, LKW, Omnibusse etc.) zu einem Zeitpunkt den Bahnübergang queren, an welchem der Bahnübergangsbereich eigentlich nur für Schienenfahrzeuge freizuhalten ist, wie durch Signale oder Schranken klar angezeigt wird. Die Tatsache, dass sich Straßenverkehrsteilnehmer zum falschen Zeitpunkt auf dem Bahnübergangsbereich befinden, führt immer wieder zu „brenzligen“ Situationen, bei denen Unfälle vorkommen und nur die eingebauten Systeme der PASSIVEN SICHERHEIT noch helfen können, das Ausmaß an Verletzungen / Personenschäden möglichst zu begrenzen [dies gilt sowohl für das beteiligte Straßenfahrzeug (Airbags etc.) als auch für das Schienenfahrzeug (Crash-Buffer-Elemente etc.)].
Immer wieder kommen auch Unfälle mit „naturgegebener Ursache“ vor (Erdrutsch, Baumfall, Unterspülungen etc.) bei denen die Bahn-Infrastruktur und somit auch die Schienenfahrzeuge betroffen werden, so dass Unfälle passieren können, ohne dass die Vorkehrungen der aktiven Sicherheit überhaupt greifen konnten.
Jüngstes Beispiel – Samstag, 08. Februar 2014 in Frankreich: Ein herabstürzender Felsbrocken hat in den französischen Alpen einen Zug von den Gleisen gestoßen. Mit gravierenden Folgen: Zwei Menschen kamen in den Trümmern des Zuges ums Leben.
[Unfallbericht (mit Video): www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article124678575/Felslawine-rammt-fahrenden-Zug-in-den-Abgrund.html]
Durch solche „naturgegebenen“ Unfälle wird deutlich, dass die Bedeutung von Maßnahmen der PASSIVEN SICHERHEIT im Bahnverkehr kaum hoch genug eingeschätzt werden kann. Der Schutz der Passagiere im Crash-Fall kann – bei aller Wertschätzung der AKTIVEN SICHERHEIT – nur durch ein SICHERHEITSPAKET aus dem Bereich der „passive safety“ gewährleistet werden.
Der Interdisziplinäre Forschungsverbund Bahntechnik e.V. sammelt systematisch die Zahlen, Daten und Fakten bezüglich relevanter BAHN-UNFÄLLE (weltweit).